MO wirkt #8: HeRo e.V.

Die meisten Migrant*innenorganisationen, die wir in der Servicestelle für MO begleiten, sind durch Zuwendungsmitteln für zeitlich befristete Projekte finanziert oder sie sind komplett ehrenamtlich tätig. HeRo e.V. hat sich von Anfang an entschieden, sich nicht von Projektfinanzierung abhängig zu machen, sondern sich im Bereich des ambulanten Hospizdienstes und der Begleitung von Pflegebedürftigen aufzustellen. Dies ist dem Verein auch erfolgreich gelungen. Er fokussiert sich auf die koreanischsprachige Zielgruppe in Berlin, öffnet seine Schulungen jedoch auf für Ehrenamtliche anderer Migrant*innengruppen, damit diese ihre Besuche bei Pflegebedürftigen, über die Pflegeversicherung abrechnen können. Wir haben mit Frau Jieun Bong, der Vorstandvorsitzenden von HeRo e.V., gesprochen

Q „Kultursensible Altenhilfe HeRo“ – was macht Ihr genau?

A „HeRo“ kommt aus dem Koreanischen und bedeutet „gemeinsam Altwerden“. Der Verein wurde im Dezember 2015 gegründet, um vor allem koreanische Frauen, die in den 1960er/1970er Jahren als Krankenschwestern und Bergleute nach Deutschland kamen, im Alter entsprechend ihren kulturellen und emotionalen Bedürfnissen zu begleiten. Den Gründerinnen war es wichtig, dass wir älteren Migrant*innen durch alle Phasen des Älterwerdens begleitet werden. So basiert unsere Arbeit auf drei Säulen: 1) Gesundheitsförderung und Prävention, 2) Unterstützung bei Pflege und in der Sterbephase und 3) Unterstützung bei Angelegenheiten nach dem Tod. Insgesamt 60 Ehrenamtliche sind bei uns aktiv und gestalten diese Arbeit.

Q Ihr habt ehrenamtlich angefangen und seid inzwischen ein von der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung anerkannter Träger für sogenannte „AUA“. Was heißt das und wie habt Ihr das als eine der wenigen MO erreicht?

A „AUA“ bedeutet „Angebote zur Unterstützung im Alltag“. Die Zielgruppe sind nicht nur Ältere, sondern allgemein Menschen mit einem Pflegegrad. Jede pflegebedürftige Person hat einen Anspruch auf einen Entlastungsbeitrag (125 Euro/Monat) von der Pflegeversicherung, womit Pflegebedürftige im eigenen Zuhause Unterstützung erhalten. Wir haben bei der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung als Träger die Anerkennung für diese Dienste beantragt. Das Verfahren hat über ein Jahr gedauert, aber im Juli 2019 sind wir dann erfolgreich die Anerkennung erhalten. Seitdem bieten wir mit Unterstützung unserer muttersprachlichen Ehrenamtlichen Betreuung, Alltagsbegleitung und haushaltsnahe Dienstleitungen an. Wir gehen zusammen mit unseren Klient*innen spazieren, machen Einkäufe usw., wir übernehmen alles außer der Pflege. Die Ehrenamtlichen haben hierfür einen 40-stündigen Befähigungskurs abgeschlossen. Die Pflegebedürftigen sind nicht nur koreanischer Herkunft, etwa ein Drittel sind Deutsche. Außerdem haben wir Familien aus der Türkei, Ungarn, Vietnam, Chile usw. Wir sind sehr gefragt, da unsere Ehrenamtlichen nicht „nach der Uhr“ arbeiten, sondern hohen Wert auf zwischenmenschliche Beziehung legen und sich dafür auch Zeit nehmen. Unser Angebot bieten wir grundsätzlich berlinweit an, wobei wir schon die Anfahrtswege unserer Ehrenamtlichen berücksichtigen müssen, sodass wir z. B. momentan nicht in Marzahn-Hellersdorf oder Köpenick tätig sein können. Derzeit stehen außerdem 25 Familien bei uns auf der Warteliste, die unser Angebot gern in Anspruch nehmen würden.

Q Das heißt ja eigentlich, Ihr braucht mehr Ehrenamtliche.

A Ja, aber sie müssen erst von uns geschult werden. Da wir dafür bislang keinerlei Förderungen bekommen, müssen wir die kompletten Schulungen selbst finanzieren. Bisher haben wir zwei Schulungen durchgeführt und für November 2020 ist die dritte Schulung geplant. Für die Zukunft wäre es denkbar, eine „interkulturelle“ Schulung auch mit Migrant*innen aus anderen Ländern zu organisieren, wenn sich genügend Interessierte finden würden.

Q Was sind Eure Visionen? Wohin werdet Ihr euch weiterentwickeln?

A Wir wollen mit dem Verein zusammen ein „Haus“ aufbauen. Ein Haus oder besser einen Ort, der uns Heimat und Sicherheit bietet. Dort können bspw. ein offener Trennpunkt und gemeinsame Unternehmungen stattfinden. Auch soll es eine Möglichkeit zum gemeinsamen Kochen geben. Denn derzeit teilen wir uns mit sechs anderen Gruppen kleine Räumlichkeiten für Schulung und Büro, die dazu nicht ausreichen. Ein neuer Standort könnte nicht nur von koreanischen, sondern auch von anderen kleinen Migrant*innengruppen mitgenutzt werden.

Q Vielen Dank für das Gespräch! Wir hoffen, dass andere MO, die ältere und pflegebedürftige Migrant*innen begleiten, durch Euer Beispiel ermutigt werden, ihre Angebote auch „professionell“ anzubieten, wovon sowohl die Familien als auch die Ehrenamtlichen letztendlich profitieren würden.

Kontakt:
HeRo e.V.
Jieun Bong, Vorstandsvorsitzende
E-Mail: info-Entfernen Sie diesen Text-@heroberlin.de
Web: https://www.heroberlin.de/
Facebook: https://www.facebook.com/altenhilfehero/