MO wirkt: #1 Yaar e.V.

Yaar e.V. ist seit 2012 für Geflüchtete aus Afghanistan aktiv. Trotz der aktuellen sozialen Kontakteinschränkungen zur Verhinderung der weiteren Ausbreitung des COVID-19 ist das Team weiterhin für die Menschen der afghanischen Community erreichbar. Die offene Beratung wurde auf eine telefonische Beratung (Festnetz und Handy) umgestellt. Außerdem sind Mitarbeitende zusätzlich über die sozialen Medien (Facebook, Signal, Telegram, Whatsapp, Twitter) sowie per Email täglich erreichbar. Der ständige Austausch und Kontakt mit den Bewohner*innen der Unterkünfte in Berlin und Brandenburg ist nach wie vor eine zentrale Aufgabe, wobei das Team vornehmlich als Beschwerdestelle, als Interessenvertretung und als Mediator*innen agiert. So wurde zum Beispiel für eine Unterkunft mit dem zuständigen Bezirksamt eine erhebliche Verbesserung der hygienischen Standards binnen 24 Stunden erreicht. In Zusammenarbeit mit den Leitungenverschiedenster Unterkünfte versucht YAAR die afghanische Community bei der Umsetzung ihrer Anliegen zu unterstützen.
Der dreimal wöchentlich stattfindende Nachhilfeunterricht für die Fächer Deutsch, Mathematik und Englisch wurde auf ein digitales Angebot in Form eines „Jitsi Meet“ umgestellt. Die Schüler*innen schalten sich per Liveübertragung zu und können so dem Unterricht an einem Whiteboard aktiv folgen. Dieses Segment unserer Arbeit musste schon allein deshalb ohne Zeitverzögerung weitergehen, da ein Teil der Teilnehmer*innen unmittelbar vor seiner Abschlussprüfung steht.
Ein neuer Schwerpunkt der Arbeit von Yaar ist der Aufbau eines Corona Blogs, das unmittelbar mit dem Eintreten der Kontaktsperre online ging. Hier wird die afghanische Community auf Farsi tagesaktuell zu Geschehnissen rund um das Thema COVID-19 Virus informiert. Im Blog finden sich allgemeine Informationen zur Pandemie sowie Verweise auf Beratungsstellen im Falle eines Verdachts. Es wird außerdem über asyl- und aufenthaltsrechtliche, soziale und gesundheitsrelevante Themen informiert. Wichtig war uns noch auf verschiedenste psychotherapeutische Angebote, die telefonisch wahrgenommen werden können, hinzuweisen. Schließlich finden sich darauf auch noch Informationen mit Lern- und Freizeitangeboten für alleinstehende Personen als auch für Familien mit Kindern zur Bewältigung des Alltags in Quarantäne.
Im Rahmen des Projektes „Geflüchtete im Ehrenamt“ haben wir gemeinsam mit unseren Partnern Litus Novum und Salam e.V. eine Nachbarschaftshilfe aufgebaut. Teilnehmer*innen des Projektes helfen berlinweit Menschen aus den Risikogruppen bei Erledigungen außer Haus. Alle Teilnehmenden wurden per Videochat geschult und haben von uns Masken und Desinfektionsmittel erhalten.

Was waren für euch Momente der „Wirkung“? Welche Rückmeldungen habt ihr von euren Klient*innen bekommen? In welchen Situationen habt Ihr Euch gedacht, wie gut es ist, dass es Euch gibt?
Wir erhielten bisher von der afghanischen Community ein sehr positives Feedback für die Erstellung des Blogs und des Angebots eines digitalen Nachhilfeunterrichts. Die neuen Kommunikationswege werden sehr geschätzt und es ist schon jetzt absehbar, dass unsere Arbeit auch nach Corona insgesamt noch digitaler werden wird.

Die telefonische Beratung wird ebenfalls gut angenommen. Die Menschen wissen, dass wir zwar die Räumlichkeiten für den Publikumsverkehr geschlossen haben, aber weiter für sie arbeiten. Das ist auch unbedingt notwendig, denn:

  • es gibt eine Vielzahl von Anliegen, die nach wie vor mit Fristen und Terminen belegt sind;
  • der direkte Kontakt zu Ämtern/Behörden ist nicht mehr möglich, neue Verfahrenswege wurden geschaffen (oder auch nicht), die den Kund*innen selten bekannt waren/sind;
  • in den ersten Wochen der Kontaktsperre war die Situation ganz besonders in den Unterkünften durch Unsicherheit seitens aller Beteiligten (Bewohner*innen/Träger) geprägt. Es war und ist für die dort lebenden Mitglieder der afghanischen Community wichtig und sinnvoll eine Anlaufstelle zu haben, die sich für sie einsetzt;
  • direkte Folgen der Kontaktsperre auf Arbeitsverhältnisse und die damit verbundenen Lohnverluste haben innerhalb der Community zu dramatischen Situationen geführt, da die Möglichkeiten des „Aufstockens“ nicht hinreichend bekannt sind.

Gerade weil diese letzten Wochen so viele neue Herausforderungen an uns alle gestellt haben, gab es viele Situationen, an denen wir gemerkt haben, wie wichtig unsere Arbeit ist.

Wie geht es weiter?
Wir werden weiter unsere bis jetzt erprobte Angebote fortführen. Dazu kommt:

  • Das Blog wird ab der nächsten Woche noch um einen muttersprachlichen Podcast erweitert. Er wird die Themen Pandemie und Quarantäne mit Tipps für Familien und Eltern behandeln. Hierfür werden wir Gespräche mit Fachleuten führen.
  • Unser Sprachcafé wird ab der ersten Maiwoche digital stattfinden. In zwei Gruppen mit jeweils einem/einer Muttsprachler*in und bis zu vier Teilnehmenden.
  • Unser Ehrenamtsprojekt beginnt in Zusammenarbeit mit der AWO Südost eine Maskennähwerkstatt für Kitas. Die Näher*innen bekommen Material und Maschinen nach Hause geliefert.
  • Die Seminare des Ehrenamtsprojektes (ca. 15 Teilnehmende) werden ab der ersten Maiwoche in jeweils zwei Gruppen digital fortgeführt. Durch die mit diesen Teilnehmer*innen durchgeführten Schulungen zur Nachbarschaftshilfe haben wir bereits positive Erfahrungen sammeln können.

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